Kundgebung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
KUNDGEBUNG ZUM INTERNATIONALEN TAG GEGEN GEWALT AN FRAUEN
25.11. | 18:00 | Ni-Una-Menos-Platz (ehemals Stresemannplatz)
⚡️ Wenn Krieg ist, verstärkt sich Gewalt gegen Frauen – ebenso ihre alltägliche Belastung durch Sorgearbeit
Überall in der Welt flammen Kriege auf oder lodern schon länger. Wir erleben eine Verschärfung der nationalistischen, rassistischen und kapitalistischen Mechanismen. Wenn Territorien und Länder in Besitz genommen und bekriegt werden, werden immer auch Frauenkörper in Besitz genommen und bekriegt. Vergewaltigung von Frauen dient im Krieg als Waffe. Immer und überall, egal ob religiöse Fanatiker oder staatlich legitimierte Militärs dahinter stecken. Auch abseits sexualisierter Gewalt leiden Frauen im Krieg und auf der Flucht besonders. Sie müssen Kinder gebären und Familien versorgen, während es an lebenswichtigen Mitteln fehlt.
Das Freund-Feind Denken und die damit einhergehende Gewalt breiten sich rasant überall aus. Nicht nur in Ländern in denen Krieg herrscht, auch in Ländern in denen (für den) Krieg produziert wird. Hierzulande wird von Frauen erwartet, die notwendige Sorgearbeit, schlecht oder gar nicht bezahlt, zu stemmen, während das Land kriegstüchtig gemacht werden soll. Das zeigt sich unter anderem im deutschen Finanzhaushalt: Die Bundeswehr bekommt 100 Mrd. Euro Sondervermögen, der Sozial- und Pflegebereich bleibt unterfinanziert. Das gleiche gilt für Frauenberatungs- und Unterstützungsstellen. Dabei brauchen Frauen diese Unterstützung, in Zeiten in denen Gewalt immer mehr normalisiert wird, mehr denn je. Die Unterfinanzierung dieser Bereiche ist nicht erst seit der aufflammenden Militarisierung ein Problem, aber wird durch sie weiter verschärft.
Wir sind traurig und wütend! Lasst uns zusammen kämpfen, für die Befreiung aller!
Am 25.11. wollen wir auf diese Gewalt aufmerksam machen und dagegen protestieren. An diesem Tag im Jahre 1960 wurden in der Dominikanischen Republik drei Widerstandskämpferinnen, die als die Mirabel-Schwestern bekannt waren, von den Schergen des Diktators Trujillo vergewaltigt und ermordet. Seitdem sind sie ein Symbol für den Widerstand der Unterdrückten und kämpfenden Frauen.
Und auch heute noch sind es immer wieder Frauen, die Widerstandsbewegungen lostreten und anführen, so wie der kurdischen Freiheitskampf oder der Kampf gegen das iranische Mullah-Regime.
Gedenken bedeutet für uns auch weiterzukämpfen, den Kampf derjenigen, die ermordet wurden weiterzuführen. Wir kämpfen gegen die alltägliche Gewalt an unseren Körpern, die rechte Bedrohung und gegen die systematische Gewalt des Staates. Dessen Symbolpolitik, wie Girlbosse und “Powerfrauen” in der Bundeswehr, brauchen wir nicht! Die Befreiung von Frauen kann nicht innerhalb dieses Systems passieren, sie muss jenseits davon erkämpft werden!
Und unsere Kämpfe müssen zusammen geführt werden: gegen Faschismus und Rassismus, gegen Kapitalismus und Patriarchat, gegen Frauen- und Queerfeindlichkeit. Denn wir werden alle vom selben System unterdrückt! Das Stärkste, was wir diesem System und seinen aktuellen Zuspitzungen entgegensetzen können, ist ein solidarischer Kampf, getragen durch unsere Trauer und Wut. Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft erkämpfen, in der nicht Macht und Gewalt den Ton angeben, sondern in der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert wird.
Patriarchale Gewalt hat viele Gesichter – doch immer geht es darum, dass Männer Frauen kontrollieren wollen
Diese kriegerische Gewalt an Frauen kann nur entfachen, weil sie bereits Alltag und fest verankert in der herrschenden Ordnung ist, zum Beispiel in Form von widerlichen Anmachen beim Feiern, Gegrapsche auf der Arbeit, Hass-Kommentaren online oder körperlicher Gewalt in Beziehungen. Egal ob sexualisierte Gewalt, digitale Gewalt, staatliche Gewalt, häusliche Gewalt, Stalking, Menschenhandel oder (Zwangs-)Prostitution – die Betroffenen sind hauptsächlich Frauen und Mädchen, die Täter sind mehrheitlich Männer.
Jede dritte Frau ist mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher, psychischer und oder sexualisierter Gewalt betroffen. Letztes Jahr wurde in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau ermordet, weil sie eine Frau ist. Das nennt man Feminizid. Dieses Jahr war es jeden zweiten Tag. Jeden zweiten Tag wird eine Frau umgebracht, oft weil der Ex-Mann, der Ex-Freund oder der männliche Verwandte die Frau als ihren Besitz sehen und ihr Leben kontrollieren wollen – bis hin zum Tod.
Der allgegenwärtige Rechtsruck verschärft Frauenfeindlichkeit
Antifeminismus und das vermeintliche Anrecht auf den weiblichen Körper sind ein wichtiger Programmpunkt rechter Parteien und Strukturen, die stark auf dem Vormarsch sind, doch auch im kapitalistischen Staat waren sie schon immer fest verankert. Die patriarchialen Machtfantasien der Rechten und ihre Forderungen nach noch mehr Unterdrückung treffen auf einen kapitalistischen Staat, der sich noch nie für uns eingesetzt hat und die Selbstbestimmung über den eigenen Körper verbietet: Ein Schwangerschaftsabbruch ist per Gesetz illegal und in der Praxis mit vielen Hürden verbunden; die Sterilisation für Frauen ohne Kinder fast unmöglich und sexualisierte Gewalt wird nicht ernstgenommen. Die fehlende Unterstützung des Staates für den Schutz und die Autonomie von Frauen hat einen einfachen Grund: Wir sind billige Arbeitskräfte und übernehmen 80% der unbezahlten Haus- und Pflegearbeit. Diese Verhältnisse können nur durch Gewalt aufrecht erhalten werden.